Arbeiten im Urlaub? Chancen, Risiken und Tipps

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Ein Mann arbeitet im Urlaub

Inhaltsübersicht:

Arbeiten im Urlaub? Chancen, Risiken und Tipps

Endlich Urlaub, endlich frei? So geht es den meisten Beschäftigten. Manche Menschen nutzen die freie Zeit aber lieber anders: Sie arbeiten im Urlaub. Doch ist das überhaupt erlaubt – darf man im Urlaub arbeiten? Was, wenn es sich um einen unbezahlten Urlaub handelt? Und welche Risiken kann die Urlaubs-Arbeit haben? Hier erfährst du, was zum Thema wichtig ist.

Welche Gründe es dafür geben kann, im Urlaub zu arbeiten

Jeder Arbeitnehmer in Deutschland hat Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub. Der Zweck ergibt sich schon aus der Bezeichnung: Der Urlaub dient der Erholung. Arbeitstätige Menschen können sich entspannen und ihre Zeit so gestalten, wie sie es möchten. Manche Menschen möchten die Zeit aber nicht zur Erholung nutzen: Sie möchten während ihres Urlaubs arbeiten.

Es kann verschiedene Gründe dafür geben, warum Menschen im Urlaub arbeiten möchten:

  • Oft geht es darum, ein zusätzliches Einkommen zu haben – weil das Geld knapp ist oder man einfach gern mehr davon hätte.
  • Arbeit im Urlaub kann auch bedeuten, bei einem anderen Arbeitgeber ein Vorstellungsgespräch wahrzunehmen oder einen Probetag zu machen. Dann dient die Arbeit der Karriere.
  • Tätigkeiten, denen man sich trotz des Urlaubs widmet, können auch besonders sinnstiftend sein.
  • Oder es geht um die berufliche Weiterentwicklung, indem man Chancen wahrnimmt, die sich einem bieten.

Manchmal nehmen Menschen einen Nebenjob während ihres Urlaubs an, um ein bestimmtes Vorhaben zu finanzieren. Das kann zum Beispiel ein teurer Urlaub sein. Oder sie leisten einen Freiwilligendienst im Ausland: Dabei machen sie neue Erfahrungen, tauchen in andere Kulturen ein und geben etwas zurück.

In vielen Fällen würden die Betroffenen aber lieber frei haben, statt im Urlaub zu arbeiten. Dass sie es „freiwillig“ anders handhaben, ist dann meist einem hohen finanziellen Druck geschuldet. Wenn das Geld aus einem Hauptjob nicht reicht, um gut über die Runden zu kommen, kann der Wunsch aufkommen, im Urlaub einem Nebenjob nachzugehen.

Urlaub mit Arbeit: Varianten

Wenn jemand im Urlaub arbeitet, kann das ganz unterschiedlich aussehen. Es könnte zum Beispiel sein, dass er einen Nebenjob annimmt. Das betrifft dann oft Minijobs oder Aushilfsjobs, zum Beispiel in Form einer saisonalen Beschäftigung wie beim Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel.

Eine andere Form der Urlaubs-Arbeit besteht darin, im Urlaub einen Freiwilligendienst zu leisten, beispielsweise im Ausland. Solche Projekte bieten die Chance, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und zugleich eine gewisse Zeit in einem anderen Land zu verbringen.

Arbeit trotz Urlaub kann auch der Karriere geschuldet sein. Jemand könnte probearbeiten im Urlaub, ein Praktikum machen oder als Hospitant eingesetzt werden. Meist liegt es nahe, solche Formen der Arbeit in eine Zeit zu legen, in der man beim eigentlichen Arbeitgeber frei hat.

In anderen Fällen ist das Arbeiten im Urlaub unfreiwillig. Es kann zum Beispiel sein, dass man vom Arbeitgeber aus dem Urlaub zurückgeholt wird. Obwohl das rechtlich oft nicht zulässig ist, versuchen es viele Arbeitgeber trotzdem. Arbeitnehmer haben oft Angst um ihren Job und erklären sich deshalb zu einer frühzeitigen Rückkehr bereit. Oder jemand hat Rufbereitschaft: Wird er gebraucht, muss er seine Freizeit unterbrechen.

Darf man im Urlaub arbeiten? Welche rechtlichen Regelungen gelten

Bei der Frage nach Arbeit im Urlaub geht es nicht nur darum, ob Beschäftigte darauf Lust haben. Zu klären ist: Darf man im Urlaub freiwillig arbeiten, um zum Beispiel ein wichtiges Projekt voranzutreiben? Darf man im Urlaub woanders arbeiten, indem man einen Nebenjob annimmt? Und was gilt, wenn man keinen Lohn erhält: Darf man im unbezahlten Urlaub woanders arbeiten?

In Deutschland ist klar geregelt, welchen Zweck der Urlaub erfüllt: Er dient der Erholung. Gesetzlich ist das Arbeiten im Urlaub deshalb grundsätzlich verboten. In bestimmten Fällen kann die Urlaubs-Arbeit jedoch ausnahmsweise erlaubt sein.

Eine wichtige gesetzliche Grundlage ist § 8 des Bundesurlaubsgesetzes (BUrlG). Dort heißt es: „Während des Urlaubs darf der Arbeitnehmer keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.“ Der Urlaub soll folglich zur Entspannung genutzt werden. Wer arbeitet, kann sich nicht erholen.

Welche Tätigkeiten trotz des Urlaubs erlaubt sein können

Aus dieser Gesetzesgrundlage ergibt sich auch, was trotzdem möglich ist. Tätigkeiten, die nicht erwerbsmäßig ausgeübt werden, können nämlich durchaus erlaubt sein. Das kann ein Ehrenamt betreffen, die Renovierung des eigenen Hauses oder Gefälligkeiten für andere.

Selbst „richtige“ Jobs können denkbar sein, wenn jemand eigentlich Urlaub hat. Entscheidend ist, wie viel Zeit sie beanspruchen und ob sie der Erholung im Weg stehen. Eine Nebentätigkeit, etwa ein Minijob, kann somit erlaubt sein, wenn er nicht dieselbe Belastung für Beschäftigte mit sich bringt wie die reguläre Erwerbstätigkeit.

Ein Sonderfall ist unbezahlter Urlaub. Er wird zusätzlich zum gesetzlichen Mindesturlaub gewährt, der ja bezahlt ist. Auf unbezahlten Urlaub einigen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer individuell. Der Erholungszweck steht dabei nicht immer im Vordergrund, weshalb das Arbeiten im Urlaub kein Problem darstellen muss. Solange Beschäftigte ihre Pflichten aus dem Arbeitsverhältnis beachten, spricht oft nichts dagegen, einer Nebenbeschäftigung nachzugehen.

Darf der Arbeitgeber einen Mitarbeiter aus dem Urlaub zurückholen?

Was ist, wenn Arbeitskräfte eigentlich froh sind, Urlaub zu haben, der Arbeitgeber sie aber kontaktiert? Darf er das überhaupt? Grundsätzlich sind Beschäftigte nicht dazu verpflichtet, während ihres Urlaubs erreichbar zu sein. Eine ständige Erreichbarkeit würde dem Erholungszweck des Urlaubs entgegenstehen.

In dringenden Fällen kann es jedoch gerechtfertigt sein, wenn Arbeitgeber sich an Mitarbeiter wenden, die gerade im Urlaub sind. Beschäftigte aus dem Urlaub zurückzuholen, ist aber fast nie erlaubt. Nur in dringenden Notfällen kann eine entsprechende Bitte gerechtfertigt sein. Es kommt auch darauf an, wie das Thema im Arbeitsvertrag oder in einem anwendbaren Tarifvertrag geregelt ist. Wenn Beschäftigte im Urlaub arbeiten, ist ein Ausgleich zwingend erforderlich.

Der Arbeitgeber sagt Nein zur Arbeit während des Urlaubs: Muss man das hinnehmen?

Nicht nur der Gesetzgeber gibt den Rahmen für Urlaubs-Arbeit vor, sondern auch der Arbeitgeber kann ein Wörtchen mitzureden haben. Der Arbeitsvertrag kann Regelungen dazu enthalten, ob im Urlaub eine anderweitige Arbeitstätigkeit erlaubt ist, und wenn ja, in welchem Rahmen. Viele Arbeitgeber verbieten ihren Mitarbeitern zum Beispiel, bei einem Konkurrenten zu arbeiten.

Eine Erwerbstätigkeit im Urlaub darf dem eigentlichen Arbeitgeber nicht schaden oder seinem Interesse entgegenstehen. Eine Konkurrenztätigkeit – auch auf selbstständiger Basis – kann einen Verstoß gegen die Loyalitätspflicht als Arbeitnehmer darstellen.

In vielen Arbeitsverträgen ist festgelegt, dass Arbeitnehmer den Arbeitgeber über Nebentätigkeiten informieren oder dessen Erlaubnis dafür einholen müssen. Falls eine Erlaubnis erforderlich ist, solltest du dir eine schriftliche Genehmigung ausstellen lassen.

Wenn eine Nebentätigkeit verhindert, dass die Urlaubszeit zur Erholung genutzt werden kann, wird der Arbeitgeber wahrscheinlich nicht zustimmen. Dabei hat er das Recht auf seiner Seite, denn Nebentätigkeiten während des Urlaubs sind nur erlaubt, wenn trotzdem noch Zeit für Erholung bleibt. Wenn der Arbeitgeber Nein sagt, solltest du das akzeptieren. Arbeitest du trotzdem in deinem Urlaub, kann das arbeitsrechtliche Folgen haben: Der Arbeitgeber könnte dich abmahnen oder dir sogar kündigen.

Urlaub: Arbeit statt frei – Vorteile und Nachteile

Dass viele Menschen im Urlaub arbeiten oder es zumindest in Erwägung ziehen, zeigt schon: Urlaubs-Arbeit hat Vorteile. Sie kann aber auch mit Nachteilen einhergehen. Hier erfährst du mehr darüber, was dafür- und was dagegenspricht.

Welche Vorteile Arbeiten im Urlaub haben kann

  • Im Urlaub zu arbeiten, bietet die Chance, mehr Geld zu verdienen.
  • Wer mehr Geld hat, kann sich mehr leisten oder muss sich weniger finanzielle Sorgen machen.
  • Für manche Formen der Arbeit, wie beispielsweise ein Praktikum, ist sonst oft keine Zeit.
  • Freiwilligendienste, besonders im Ausland, fühlen sich oft nicht nach Arbeit an, besonders bei einfachen Tätigkeiten. Sie können eine Möglichkeit sein, ein anderes Land kennenzulernen.

Nachteile von Urlaubs-Arbeit

  • Wer im Urlaub arbeitet, hat weniger Zeit für Erholung.
  • Die braucht er aber womöglich dringend, sodass die Arbeit für mehr Stress sorgt.
  • Wenn der Ausgleich fehlt, kann das zu einer Überlastung führen und psychische Probleme wahrscheinlicher machen.
  • Es kann auch unzufrieden machen und die Lebensqualität verringern, wenn ein Urlaub nicht als Urlaub genutzt wird.

Während des Urlaubs im Ausland arbeiten

Wie verhält es sich, wenn man während des Urlaubs im Ausland arbeiten möchte – ist das erlaubt? Auch hier kommt es darauf an, ob trotz des Urlaubs eine Erholung möglich ist. Wenn ja, kann es möglich sein, Urlaub und Arbeit zu verbinden. Du solltest allerdings deinen Arbeitgeber um Erlaubnis bitten – es könnte sein, dass er etwas dagegen hat. Außerdem ist es wichtig, dass er informiert ist.

Um im Ausland zu arbeiten, brauchst du ein Visum beziehungsweise eine Arbeitserlaubnis. Wie aufwendig das ist und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, hängt vom betreffenden Land ab. Kümmere dich rechtzeitig darum, solche Formalitäten zu klären. Sie können einige Zeit in Anspruch nehmen.

Eine Arbeit im Ausland kann steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Folgen haben. Unter Umständen kannst du in dem Land, in dem du während deines Urlaubs tätig bist, steuerpflichtig werden. Bei der Sozialversicherung kann es sein, dass du dich im anderen Land ebenfalls anmelden musst. Es können dann auch Sozialversicherungsbeiträge anfallen.

Eine Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten und trotzdem Urlaub zu machen, kann eine Workation sein. Dabei machst du Urlaub in einem anderen Land, arbeitest aber trotzdem. So brauchst du keinen Urlaub opfern und kannst gegebenenfalls auch länger bleiben. In deiner Freizeit und an den Wochenenden hast du Zeit, dir das Land anzuschauen und dich zu entspannen. Wenn du eine Workation machen möchtest, sprich mit deinem Arbeitgeber darüber, was möglich ist.

Arbeiten im Urlaub: Was ist mit der Work-Life-Balance?

Wer im Urlaub arbeitet, statt sich zu entspannen, kann sich etwas hinzuverdienen. Für die Erholung bleibt allerdings weniger Zeit. Die Work-Life-Balance kann dadurch aus dem Gleichgewicht geraten. Du solltest dir deshalb gut überlegen, ob du im Urlaub wirklich arbeiten möchtest oder musst.

Wenn im Urlaub Arbeit unumgänglich ist, hilft es, klare Grenzen zu setzen. Ein Minijob ohne große Verantwortung kann dazu geeignet sein – wenn man etwa nach einer Schicht im Supermarkt Feierabend hat, kann man wirklich abschalten. Um sich nicht übermäßig zu belasten, sind weniger Stunden besser.

Wer im Urlaub arbeitet, sollte die verbleibende Freizeit so gut es geht nutzen. Nimm dir ganz bewusst Dinge vor, die dir Freude machen und neue Energie geben. Du könntest auch Ausflüge an den Wochenenden planen, die sich ein wenig nach Urlaub anfühlen und für Abwechslung sorgen.

Ergänzend können sich Entspannungstechniken anbieten, um Stress entgegenzuwirken und das Wohlbefinden zu erhöhen. Das kann zum Beispiel Yoga sein, Meditation oder autogenes Training. Du kannst auch in die Therme gehen, dir eine Massage gönnen oder einen ausgedehnten Waldspaziergang machen, bei dem du zur Ruhe kommst.

Urlaub und Arbeit verbinden: So klappt es

Ob du im Urlaub vom Hauptjob im Nebenjob arbeiten oder deine Selbstständigkeit vorantreiben möchtest: Es kann eine Herausforderung sein, Urlaub und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Besonders, wenn du trotz der Arbeit gern noch etwas mehr freie Zeit hättest als sonst. Entscheidend ist, wie du an die Sache herangehst. Mit einer guten Planung ist es leichter, Urlaub und Arbeit miteinander zu verbinden.

Überlege dir möglichst frühzeitig, wie dein „Urlaub“ aussehen soll. Welcher Tätigkeit willst du in dieser Zeit nachgehen und in welchem Ausmaß? Was ist sonst noch zu tun oder wofür möchtest du freie Zeit haben? Die Antworten auf solche Fragen entscheiden darüber, welche Nebentätigkeit oder anderweitige Urlaubs-Arbeit infrage kommt.

Wenn du trotz deines Urlaubs arbeiten möchtest, ist es wichtig, dass du diese Situation akzeptierst. Trauere deinem Urlaub nicht hinterher, sonst entsteht schnell Frust. Es ist besser, wenn du dich voll und ganz darauf einlässt. So kannst du das Beste aus der Situation machen.

Vielleicht ist es möglich, trotz deiner Arbeit etwas mehr freie Zeit zu haben als sonst. Das klappt am ehesten, wenn du einen guten Zeitplan hast. Falls du dir deine Zeit selbst einteilen kannst – etwa für Projekte auf selbstständiger Basis –, ist es besonders wichtig, fokussiert zu sein. So kannst du deine Zeit effektiver nutzen und früher Feierabend machen.

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